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Inhalt Seite
LEITARTIKEL
Präsident Franz Groschan……..…………………………….…………………………..…..…1-2
Aktuelles:
Gleichstellung nicht mehr im Fokus der EU.................................................................3-4
Europäischer Behindertenausweis in Umsetzung..........................................................5
Die Geschichte der Inklusion: Disability History Project.................……..............…..6-8
Hofer weitere 3 Jahre MVG-Alleingeschäftsführer..........................................................9
BAT-Trafikanten-Award....................................................................................................10
Paralympics: Vier Medaillen für Rot-Weiß-Rot..........................................................11-13
Projekt BVP:
Fachtagung in Tirol, 9. BVP Infotag Salzburg…...…………..............................…….14-16
Die Orthopädische Sprechstunde…………………………………………...................17 -20
Von Primaria Prof.in asoc Dr.in med. Astrid R. M. Krückhans
Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen...............................................................21
Von Mag.ª pharm. Esther Schwaiger
Österreich nach der Wahl: Inklusion sichern trotz schwieriger Koalitionsverhandlungen und drohender Sparmaßnahmen
von Präsident Franz Groschan
Österreich hat gewählt. Bis eine neue Regierung steht, wird aber noch viel Wasser die Donau hinunterfließen. Warum sich Gespräche so schwierig erweisen, mag einem übertriebenen Verständnis von „das Profil schärfen“ geschuldet sein. Wenn Parteien so weit „ihr Profil schärfen“, dass sie zu keiner vernünftigen Zusammenarbeit mehr imstande sind, sind die Profile wohl messerscharf.
In den letzten Jahren wurde einiges für Menschen mit Behinderungen erreicht und durchgesetzt. Jedoch gibt es immer noch erhebliche Defizite, die dringend angegangen werden müssen. Die Forderung weiter an einer inklusiven Gesellschaft zu bauen und die schwächsten Individuen darin zu stützen, steht besonders im Fokus, da das Land mit einem enormen Budgetdefizit konfrontiert ist, das Sparmaßnahmen unumgänglich macht. Allerdings dürfen diese Einsparungen nicht auf Kosten der Rechte und Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen gehen.
Die Erwartungen an die neue Regierung hat der KOBV in seinem Forderungspapier ausgearbeitet. Es umfasst Punkte, die nicht nur aus sozialer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht notwendig sind. Eine inklusive Gesellschaft, die jedem Menschen die Möglichkeit gibt, sein Potenzial zu entfalten, stärkt den sozialen Zusammenhalt und die langfristige wirtschaftliche Stabilität des Landes.
Einen wertvollen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte leistet das Disability History Project des Haus der Geschichte Österreich (hdgö), bei dem ich als Präsident des KOBV in der Fokusgruppe vertreten bin. Dieses Projekt stellt anhand von persönlichen Objekten eindrucksvoll dar, wie die Rechte und Anerkennung von Menschen mit Behinderungen seit dem 19. Jahrhundert hart erkämpft werden mussten. Als interaktive online Ausstellung ruft das hdgö zum Mitmachen auf. Näheres dazu erfahren Sie im Blattinneren.
Diese Sammlung kann gleich eine Mahnung davor sein, die bisher hart erarbeiteten Rechte und Bedingungen für Menschen mit Behinderungen hintanzustellen oder gar zurückzufahren. Besonders besorgniserregend ist die Entscheidung der EU-Kommission, das Gleichstellungsportfolio aufzugeben. Das ist ein Rückschritt für die Gleichstellungspolitik in Europa und könnte dazu führen, dass die Anliegen von Menschen mit Behinderungen weiter an den Rand gedrängt werden. Diese Entwicklung darf sich keinesfalls auf nationaler Ebene fortsetzen. Der KOBV ist seit fast 80 Jahren treibende Kraft hinter der Verbesserung der Lebensbedingungen und Rechte von Menschen mit Behinderungen. Diese Errungenschaften dürfen nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Die neue Regierung muss sicherstellen, dass die Interessen von Menschen mit Behinderungen nicht nur geschützt, sondern auch weiter gestärkt werden. Eine gerechte und inklusive Gesellschaft ist kein Selbstläufer, sondern das Ergebnis politischer Entschlossenheit.
Schließlich darf ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine ruhige und besinnliche Weihnachtszeit wünschen. Tanken Sie Energie und kommen Sie gut ins neue Jahr, wir werden viel Schwung brauchen.
Ihr Franz Groschan
Gleichstellung nicht mehr im Fokus der EU
Die neue EU-Kommission muss künftig ohne eigenes Gleichstellungs-Portfolio auskommen. Und damit auch wir.
Am 17. September 2024 wurde die personelle Besetzung der neuen EU-Kommission und ihre Portfolios vorgestellt. Ein eigenständiges Gleichstellungsportfolio ist darin nicht mehr enthalten. In der vorherigen Amtszeit war eine eigene Kommissarin ausschließlich für das Thema Gleichstellung zuständig. Dieser bedeutende Schritt für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen ist mit der neuen EU-Kommission wieder aus dem Fokus der EU-Politik gerückt. Der KOBV ist erschüttert über das Hintanstellen von Gleichstellungspolitik und pocht darauf, dass die 2021 vorgelegte Strategie für Menschen mit Behinderungen 2021 - 2030 trotzdem mit aller Konsequenz weitergeführt wird.
Gleichstellung nicht mehr als eigenständiges Portfolio
Für die neue EU-Kommission 2024 wurde beschlossen, das Thema Gleichstellung in das Portfolio der Kommissarin für Vorsorge und Krisenmanagement zu integrieren. Hadja Lahbib aus Belgien soll voraussichtlich diese Agenden übernehmen. Das European Disability Forum (EDF) wertet die Integration des Gleichstellungs-Portfolios in Vorsorge und Krisenmanagement als Abschwächung des Fokus auf Inklusion und Minderheitenschutz. Der KOBV Österreich – Der Behindertenverband schließt sich dieser Sichtweise an und mahnt vor Rückschritten in der Gleichstellungspolitik auf europäischer Ebene.
Das European Disability Forum (EDF) äußerte seine Enttäuschung über diese Herabstufung. Präsident des EDF, Iannis Vardakastanis: „Es ist unbegreiflich, dass das Portfolio für Gleichstellung in der neuen Kommission gestrichen wurde. Diese ‚Degradierung‘ ist ein Schlag ins Gesicht für Millionen von Menschen und gefährdet den Fortschritt, den wir in den letzten Jahren erreicht haben.“
Europaabgeordnete und Frau mit sichtbarer Behinderung Katrin Langensiepen, nannte von der Leyens Entscheidung, das Gleichstellungsportfolio aufzugeben, „alarmierend“. „Mit dieser Entscheidung hat von der Leyen deutlich gemacht, dass Gleichberechtigung für sie keine Priorität hat“, sagte Langensiepen. Unterstützt wird diese Sichtweise außerdem durch einen offenen Brief, den der KOBV Österreich gemeinsam mit weiteren 57 Organisationen aus der europaweiten Zivilgesellschaft unterzeichneten.
Hearings im Europäischen Parlament vom 4. – 12. November
Bevor die neue Kommission ihr Amt antreten kann, müssen sich die designierten Kommissarinnen und Kommissare einer Anhörung vor dem Europäischen Parlament stellen. Die Mitglieder des EU-Parlaments bestätigen daraufhin das Kollegium oder auch nicht. Das bedeutet, an den Personen kann das EU-Parlament noch Einfluss nehmen. Daher erwartet der KOBV eine fundamentale Befragung Hadja Lahbibs zu inhaltlichen Schwerpunkten über die Weiterführung der Strategie für Menschen mit Behinderungen, Antidiskriminierungsprogramme und Inklusion. Wird die Gleichstellung in der Europäischen Kommission schon zurückgereiht, so muss sichergestellt sein, dass dieser Politikbereich von fachlicher Kompetenz getragen wird.
Das EDF arbeitet aktuell an einem Fragebogen, der den EU-Abgeordneten zur Anwendung für das Hearing im Europäischen Parlament zur Verfügung stehen soll, um genau diese Fachkompetenz bei der designierten Kommissarin abzuklopfen. Dem Vernehmen nach steht allerdings mittlerweile zur Debatte, den Bereich Gleichstellung und Inklusion dem Portfolio Demokratie, Justiz und Rechtsstaatlichkeit zuzuordnen.
Noch keine Zusage für die Aktualisierung der EU-Strategie für die Rechte von Menschen mit Behinderungen durch die EU-Kommission
Ein weiterer Hinweis auf das Zurückdrängen der Inklusionspolitik geht aus dem Arbeitsprogramm der EU-Kommission hervor. Darin fehlt die klare Zusage zur Aktualisierung der „EU Disability Rights Strategy“. Diese Strategie bildet den Rahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen in der EU. Sie ist Grundlage für konkrete politische und rechtliche Maßnahmen. Bis 2025 gibt es derartige konkrete Pakete, darunter der mittlerweile umgesetzte EU-Behindertenausweis. Für die Jahre 2026 - 2030 besteht bis jetzt nicht einmal das Bekenntnis, Maßnahmen auszuarbeiten. Ein Arbeitsprogramm ohne Bekenntnis, diese Strategie laufend zu bearbeiten, lässt befürchten, dass Inklusion für die kommende Amtszeit kein Schwerpunkt mehr ist, dies wäre ein nicht zu akzeptierender Rückschritt, wie der KOBV Österreich im Einklang mit dem EDF feststellt.
Europäischer Behindertenausweis in Umsetzung
Die Richtlinie zum Europäischen Behindertenausweis wurde endlich verabschiedet.
Der EU-Rat hat die endgültige Fassung des Richtlinientextes zum Europäischen Behindertenausweis und zum Europäischen Parkausweis gebilligt und damit die letzten bürokratischen Hürden genommen.
Die endgültige Genehmigung bedeutet, dass der Text im Amtsblatt der EU veröffentlicht werden kann und der Countdown für die EU-Länder beginnt, mit der Ausstellung der Ausweise zu starten. Es bedeutet auch, dass die Ausweise spätestens 2028 Realität werden sollten. Die EU-Länder können (und sollten) jedoch schon früher mit der Ausstellung und Anerkennung beginnen. Der KOBV tritt für eine rasche Umsetzung in Österreich ein und fordert die (künftige) Regierung auf, diese großzügige Frist nicht auszuschöpfen.
Das European Disability Forum (EDF – Europäisches Behindertenforum) wird sich jetzt auf die nationale Umsetzung der Richtlinie und die praktischen Auswirkungen konzentrieren und mit Partnern zusammenarbeiten, um ehrgeizige nationale Gesetze zu erreichen, die auch Folgendes beinhalten:
- Zweckgebundene Mittel zur Umsetzung der Ausweise,
- Minimierung der Ausnahmen vom Geltungsbereich der Ausweise,
- Bemühen, über die ursprüngliche Idee hinauszugehen und sicherzustellen, dass der Europäische Behindertenausweis vorübergehenden Zugang zu Unterstützung für Behinderte bieten kann,
- Unterstützung der Europäischen Kommission bei der Entwicklung der notwendigen technischen Voraussetzungen, beispielsweise für die digitalen Versionen der Karte.
Yannis Vardakastanis, Präsident des Europäischen Behindertenforums, dazu: „Wir freuen uns, dass die letzten Hürden endlich genommen wurden. Wir hoffen nun, dass die EU-Länder mit dem gleichen Ehrgeiz und der gleichen Schnelligkeit beginnen, die Karten auszugeben und zu akzeptieren.“
Hintergrund
Der Umweltrat vom 14. Oktober verabschiedete den legislativen – den endgültigen „mehrsprachigen“ Text der Richtlinie, der am 9. Oktober im AStV I gebilligt worden war. Die Verzögerung bei der Genehmigung hatte mit der Übersetzung der Richtlinie zu tun. Eine politische Genehmigung des Inhalts war bereits vor den Europawahlen erfolgt.
Weitere Information: https://www.edf-feph.org/eu-disability-card/
Die Geschichte der Inklusion: Das Disability History Project und die Behindertenbewegung in Österreich
Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) arbeitet die Geschichte von Menschen mit Behinderungen und deren Eintreten für Inklusion gemeinsam mit dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) auf. Der KOBV Österreich ist bei diesem Projekt mit Präsident Franz Groschan Teil der Fokusgruppe.
Die oft übersehene Geschichte von Menschen mit Behinderungen in Österreich soll mit dem Disability History Project ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Dieses Projekt zielt darauf ab, die Erfahrungen, Erlebnisse und den Aktivismus von Menschen mit Behinderungen von 1848 bis heute sichtbar zu machen und ihnen eine Stimme zu geben. Die vielschichtigen Geschichten und Beiträge dieser Menschen zur Gesellschaft sollen dokumentiert und ein Raum für Erinnerungen geschaffen werden.
Historische Rückschau: Der steinige Weg zur Inklusion
Der Weg zur Inklusion in Österreich war lang und oft von Rückschlägen geprägt. Und zu Ende ist dieser Weg sowieso noch lange nicht. Sozialminister Johannes Rauch hebt hervor, dass die gesellschaftliche Auffassung von Menschen mit Behinderungen lange Zeit negativ besetzt war, geprägt von Ausgrenzung und Diskriminierung. Mit dem Disability History Project soll diese Geschichte aufgearbeitet werden, um die Stimmen von Menschen mit Behinderungen zu stärken und ihren Beitrag zur Gesellschaft zu würdigen.
Pioniere der Behindertenbewegung
Der KOBV ist wesentlicher Bestandteil der Geschichte von Inklusion und sozialer Gerechtigkeit. Der Verband und seine ehrgeizigen Vertreter:innen haben die Gesetzesgrundlagen erschaffen, die sich im heutigen Sozialrecht wiederfinden, in seinen Reihen stehen zahlreiche Pioniere des österreichischen Behindertenrechts.
Eine zentrale Figur in der Geschichte der Behindertenbewegung in Österreich ist Hans Hirsch, der von 1945 bis 1946 Präsident der Zentralorganisation des KOBV war. Im Ersten Weltkrieg wurde Hirsch mit nur 19 Jahren so schwer verletzt, dass er blind blieb und den Verlust beider Hände erlitt. Trotz dieser Schicksalsschläge fand er die Kraft, ein neues Leben aufzubauen, und entwickelte den unerschütterlichen Willen, sich für die Rechte seiner Schicksalsgefährten einzusetzen.
Hirsch war maßgeblich an der Gründung des Zentralverbands der Kriegshinterbliebenen Deutschösterreichs im Jahr 1919 beteiligt. Gemeinsam mit seinen Kameraden, Schulz und Baier, sowie weiteren Persönlichkeiten der Kriegsversehrten setzte er sich für die Belange der gesamten Kriegsopfergemeinschaft ein. Später gründete er den Verband der Kriegsblinden Wien, Niederösterreich und Burgenland, deren Präsident er 35 Jahre lang blieb.
Bei den Verhandlungen mit verschiedenen Regierungen war Hirsch ein aktiver Teilnehmer und spielte eine entscheidende Rolle bei der Erarbeitung des
Invalidenentschädigungsgesetzes sowie bei der Gestaltung des Kriegsopferversorgungsgesetzes nach 1945. Auch in wirtschaftlichen Körperschaften war er tätig, darunter das Bundesgremium und die Wohlfahrtsorganisation der Tabakverkäufer, um seinen Schicksalsgefährten den Weg zurück in eine neue Existenz zu ebnen. Das Trafikwesen und die enge Zusammenarbeit mit der Monopolverwaltungs GmbH (MVG) ist bis heute ein wesentliches Feld für den KOBV. Denn durch den geschützten Status gewährleistet die Führung einer Trafik wirtschaftliche Absicherung und ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Behinderungen und das soll auch so bleiben.
Hans Hirsch folgten die Präsidenten Franz Schulz, Karl Baier, Friedrich Karrer, Otto Libal, Dr. Karl Schwarzl („Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1975), Otto Pohanka und zuletzt Mag. Michael Svoboda nach. Selbst mit Behinderungen lebend, waren sie maßgebliche Triebfedern des Kriegsopfer-Versorgungsgesetzes, des heutigen Behinderteneinstellungsgesetzes (vormals Invaliden-Einstellungsgesetz), arbeiteten wesentliche Teile des Bundesbehindertengesetzes 1990 aus und waren federführend für die Einführung des Pflegegeldes 1993. Darüber hinaus gründeten sie Erholungshäuser in den Bundesländern sowie die Sonderkrankenanstalt Zicksee.
Ihre unermüdliche Arbeit und ihr Engagement sind ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, wie wichtig es ist, die Geschichte von Menschen mit Behinderungen festzuhalten und sie für die Allgemeinheit sichtbar zu machen.
Aufruf zur Beteiligung
In diesem Sinne ruft das hdgö die Öffentlichkeit auf, sich aktiv an der Web-Ausstellung „Selbst bestimmt!“ zu beteiligen. Interessierte sind eingeladen, Objekte, persönliche Geschichten und Erinnerungsstücke beizutragen, die den politischen Aktivismus von Menschen mit Behinderungen dokumentieren. Um den historischen Kontext der Objekte zu bereichern, werden auch Interviews mit Zeitzeug:innen durchgeführt, die ihre persönlichen Erfahrungen und Perspektiven teilen.
Vielfalt der Beiträge
Die gesammelten Gegenstände können Protestplakate, Schilder, Kleidung, Hilfsmittel, Buttons, Sticker und andere persönliche Gegenstände umfassen. Diese Dinge spielen nicht nur eine Rolle im Kampf um Selbstbestimmung, sondern sind auch wichtige Erinnerungen an die Herausforderungen und Errungenschaften in der Geschichte der Behindertenbewegung. Wie hdgö-Direktorin Monika Sommer betont, ist es wichtig, die Geschichten von Menschen mit Behinderungen in ihrer ganzen Komplexität zu erzählen und den politischen Aktivismus sichtbar zu machen. Das Projekt wird von einer Fokusgruppe begleitet, die sicherstellt, dass die Vielfalt von Behinderungen in den Neuzugängen zur Sammlung repräsentiert wird.
Der KOBV und seine Rolle
Der Kriegsopfer- und Behindertenverband Österreich (KOBV) spielte und spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte der Behindertenbewegung in Österreich. Als
Präsident des KOBV ist Franz Groschan Teil des Publikumsforums des hdgö und der Fokusgruppe zum Disability History Project. Er betont die Notwendigkeit, die Geschichten von Menschen mit Behinderungen festzuhalten und sichtbar zu machen: „Die Errungenschaften der Vergangenheit dürfen nicht vergessen werden und haben die Kraft zu motivieren, zukünftige Herausforderungen anzugehen. Die Geschichte der Behindertenrechte ist ein integraler Bestandteil der Geschichte Österreichs und somit ein Teil des kollektiven Gedächtnisses unseres Landes.“
„Die Geschichte der Behindertenrechte ist ein integraler Bestandteil der Geschichte Österreichs und ist somit ein Teil des kollektiven Gedächtnisses unseres Landes.“
Präsident Franz Groschan
Ein Aufruf zur Erinnerung
KOBV-Präsident Franz Groschan: „Behindertenrechte sind Menschenrechte. Und deshalb gehört die Geschichte der Behindertenrechte genauso zur Identität Österreichs wie z.B. die Frauenwahlrechtsbewegung.“
Groschan verweist auf Düsteres in der Vergangenheit, wie die Eugenik, und mahnt, dass solche Zeiten sich nicht wiederholen dürfen. Der Diskurs über Diskriminierung im Arbeitsmarkt, im Bildungswesen und in Bezug auf Barrierefreiheit muss aktiv geführt werden. Das Disability History Project bietet einen Rahmen, die Herausforderungen von heute durch persönliche Geschichten greifbar zu machen. Diese individuellen Erzählungen können dabei helfen, das Verständnis für die Realität von Menschen mit Behinderungen zu fördern.
Der KOBV und das hdgö setzen sich weiterhin dafür ein, dass die Geschichte der Behindertenbewegung in Österreich einen festen Platz in der Erinnerungskultur einnimmt.
Alle Informationen rund um das Disability History Project:
https://hdgoe.at/category/disability-history-project
Mitmachen und mitschreiben:
https://hdgoe.at/mitschreiben/selbst-bestimmt
Hofer weitere 3 Jahre MVG-Alleingeschäftsführer
Am 1. Oktober 2024 startete die neue Funktionsperiode von Mag. Hannes Hofer als Alleingeschäftsführer der Monopolverwaltung GmbH (MVG).
Nach Abschluss des gesetzlich vorgesehenen Ausschreibungsverfahrens hat das Bundesministerium für Finanzen (BMF) Mag. Hannes Hofer wieder zum Alleingeschäftsführer der MVG bestellt. Am 1. Oktober startete er zum vierten Mal in die 3-jährige Funktionsperiode.
Seit 2015 leitet Hofer die Geschäfte der MVG. Der KOBV freut sich, in Hannes Hofer ein erfahrenes und engagiertes Gegenüber für das Unternehmen Inklusion zu haben, um sich auch weiterhin miteinander aktiv für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderungen als Unternehmer:innen einzusetzen. Durch gezielte Information, Beratung und Begleitung wird somit die Grundlage für den Sprung in die Selbstständigkeit als Trafikant:in geschaffen. 100% der freiwerdenden Tabakfachgeschäfte werden an Menschen mit Behinderungen vergeben.
Der KOBV wünscht Mag. Hannes Hofer viel Erfolg und freut sich auf weitere 3 Jahre guter Zusammenarbeit!
British American Tobacco Austria verleiht Trafikanten Awards 2024
Unter dem Motto „Gemeinsam eine bessere Zukunft gestalten“ feierten 400 Trafikantinnen und Trafikanten den 12. BAT-Trafikanten-Award, zu dem British American Tobacco (BAT) Austria eingeladen hatte. Der Gala-Abend fand dieses Jahr in Puch bei Salzburg im „Zentrum für Visionen“ statt.
Die BAT Awards wurden am 14. September zum mittlerweile 12. Mal überreicht. Die Auszeichnungen samt zugehörigem Gala-Abend stehen ganz im Zeichen der Trafikant:innen. Daher bietet dieser Abend die Gelegenheit, sich bei den engagierten Unternehmer:innen und ihren Mitarbeiter:innen zu bedanken. Der KOBV Österreich war vertreten durch Präsident Franz Groschan und dem Tiroler KOBV mit Landes-Geschäftsführer Karl Zabernig, Landes-Obmann Josef Schett und Landesobmann-Stellvertreter Burkhard Doblander.
Die BAT Awards 2024 gingen an ...
Simon Monz aus Lauterach in Vorarlberg gewinnt in der Kategorie „NewcomerIn des Jahres“. In der Kategorie „ChefIn des Jahres“ setzt sich die Trafikantin Martina Peterschelka aus Wien Donaustadt durch. Winka „Wiki“ Jordack, Trafik Morawek in 1150 Wien, gewinnt in der Kategorie „MitarbeiterIn des Jahres“. Der Preis in der Kategorie „my story“ geht an Trafikant Marco Lösch aus 1110 Wien. Und der Award „Publikumsliebling“ geht an das Team (Heike Jirausek, Sandra Hager, Christina Klieber) Trafik Sandra Brandmayr aus Bischofshofen in Salzburg.
Tabakhandelsmonopol „Inklusion in Perfektion“
Das österreichische Tabakeinzelhandelsmonopol basiert auf dem sozialen Gedanken, Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Erwerbsleben zu ermöglichen. 2024 sind 55,4% aller 4.584 österreichischen Trafikant:innen Menschen mit Behinderungen. Ein weltweit einmaliges System, das für BAT-Geschäftsführer Aziz Aliev „Inklusion in Perfektion“ erfüllt.
Aziz Aliev begrüßte weiters unter den Ehrengästen den Präsidenten des KOBV, Franz Groschan, Geschäftsführer von Licht ins Dunkel, Mag. Mario Thaler, Landesobmänner der Tabaktrafikanten (WKO) aus Salzburg, Hannes Auer und Robert Freidl, aus Oberösterreich Erwin Kerschbaummayr, aus Wien Martin Jäger, aus Vorarlberg Christian Hafner und Ursula Steurer, u.v.a..
Vier Medaillen für Rot-Weiß-Rot
Triathlon, Para-Cycling, Speerwurf: Brungraber, Eder, Frühwirth holen 3-mal Silber und 1-mal Bronze bei den Paralympics in Paris 2024.
Die Interviews führte Mag.a Viktoria Antrey.
Sie sind keine Rookies. Im Sport schon gar nicht und auch am Podest nicht. Dennoch ist es für Florian Brungraber, Natalja Eder und Thomas Frühwirth erhebend und neu, als sie bei den Paralympischen Spielen in Paris, inmitten von 80.000 jubelnden Menschen, am Stockerl stehen.
Für den Para-Triathleten Florian Brungraber ist es nach Tokio 2021 die zweite Silbermedaille bei den Paralympics. Schon bei den Spielen anzutreten, ist für den 40jährigen Oberösterreicher ein Meilenstein. Immerhin beginnt bereits ein Jahr zuvor die Qualifikationszeit. „In Paris hatte ich bei der Eröffnungsfeier sehr viele Gänsehautmomente“, erzählt Brungraber, „1000e Leute jubelten uns auf der Champs-Élysées zu, einfach schön, und viele österreichische Fahnen.“ Der größte Unterschied besteht für Brungraber aber im Unbeschwerten, das er in Japan noch hatte. In Tokio war ihm die Aufmerksamkeit und das Medieninteresse, das nach einer Silbermedaille entsteht, noch nicht bewusst. Für Paris hatte er ein Ziel: die Silbermedaille. Und das hat er erreicht.
Thomas Frühwirth holt einmal Silber im Para-Cycling Zeitfahren und einmal im Para-Cycling Straßenrennen. Was die Paralympics für den Berufssportler gegenüber den Olympischen Spielen besonders machen, ist die Bühne für Menschen mit Behinderungen. „Aber auch das ist nur ein paar Mal im Jahr, dass man hinschaut, und dann nicht mehr.“ Schön würde er es finden, wenn die Parathleten einmal mit allen Bewerben im Hauptabendprogramm wären.
Besonders herausfordernd war für den Ironman-Weltmeister eine Corona-Infektion wenige Tage vor dem Wettkampf. Im Nachhinein ist das für Frühwirth aber „A Wahnsinns geile G‘schicht, wo ich beweisen konnte, dass ich seit 15 Jahren auch im mentalen Bereich arbeite.“ Der Gedanke an diese Leistung „druckt mir einen Grinser ins G‘sicht.“ Gold geholt hat nach einem nervenaufreibenden Duell der Niederländer Jetze Plat. „Mit ihm matche ich mich seit 2017, meistens zu meinem Nachteil. Es war wirklich eng und lässiges Racing“, schwärmt Frühwirth von diesem Wettkampf.
Was die Begeisterung über die Stimmung in Paris betrifft, schlägt Bronze-Gewinnerin Natalija Eder in dieselbe Kerbe. „So eine Atmosphäre habe ich noch nie gehabt“, staunt die erfolgreiche Speerwerferin. Obwohl: Viel Jubel feuert an, jedoch bei technischen Disziplinen wirkt sich Lärm hinderlich aus. „Aber nach dem Wettkampf kann man das genießen, und man denkt sich: Wann werde ich so etwas je wieder erleben?!“
Die gebürtige Weißrussin findet, wie ihre beiden Kollegen auch, dass jede Medaille etwas ganz Besonderes ist: „Du musst ja das Ergebnis genau zu dieser Zeit abliefern.“ Und je mehr Erfahrung man gewinnt, umso nervöser wird man, weil man dadurch weiß, dass genau dieser eine Tag zählt. „Jeder Wettkampf ist ein Kampf mit dir selbst. Die größte Rolle spielt der Kopf.“ Für die Bundesheer-Leistungssportlerin ist dies nach London 2012 und Rio 2016 bereits die dritte Bronzemedaille bei Paralympischen
Spielen. Im sechsten und letzten Versuch gelang ihr der entscheidende Wurf. Eder betont dabei die richtigen Motivationswörter, die Trainerinnen und Trainer dazu finden müssen. In ihrer Situation war es: „Sei jetzt bitte frech, wirf nicht so brav, zeig Mami, was du kannst!“ Sie wusste, wie weit sie werfen muss, um die anderen zu schlagen, sie wusste, sie muss über 37 m schaffen; dann dauert die Messung ewig und als dann 37,22 m erscheint, konnte sie es nicht glauben; denn sie wollte auf keinen Fall wieder 4. werden wie in Tokio.
Der Weg zum Spitzensport
Noch in Belarus lebend, war Natalija Eder 5-Kämpferin. Dann erkrankte sie am Pfeiffer’schen Drüsenfieber, von dem sie eine Sehbehinderung behält. Leichtathletik bietet viele technische Disziplinen, bei denen die mentale Kraft im Vordergrund steht: „Du musst das Gerät fühlen. Mit Kraft bewegst du keinen Speer. Abwarten können und Geduld haben, ist beim Speerwurf wichtig.“ Man konzentriert sich zuerst auf die Beine. Wie muss der Bewegungsablauf sein? Wann bist du mit der Schulter da? Bist du mit der Schulter schneller als mit Beinen oder Hüfte, ist es vorbei. „Alles, was langsam geht, ist viel leichter, aber wenn‘s schnell geht, dann spürst du auch mit dem ganzen Adrenalin nichts.“
Florian Brungraber und Thomas Frühwirth kamen beide über die Rehabilitation infolge ihrer jeweils inkompletten Querschnittslähmung zum Sport. Brungraber hat dabei einige Sportarten kennengelernt und bemerkt, dass es für Rollstuhlfahrer viele Möglichkeiten gibt, den Körper fit zu halten. 2019 erlangte er zum ersten Mal die ständige Startmöglichkeit. Danach ging es für den Triathleten konsequent Richtung Leistungssport. Der bedeutende Meilenstein kam dann 2021 mit den Paralympischen Spielen in Tokio. Berufssportler ist er aber bis heute nicht. All das macht er neben seinem regulären 30-Stunden-Job.
Frühwirth wiederum hat sich den Sport die ersten 8 Jahre über Sponsoren finanziert. Seit 2011 ist er Berufssportler und ist fasziniert, wie weit er es geschafft hat. Tatsächlich ist der Sport für ihn zur Passion geworden: „Mir taugt das, wenn Wettkämpfe länger dauern, ich könnte kein 100-Meter-Läufer sein.“
Fördern und Fordern
Es gibt Massensportarten, die viel Geld einbringen, und es gibt sogenannte Randsportarten, die die gleiche Leistung abverlangen, aber nicht annähernd lukrativ sind. Florian Brungraber betont den Unterschied zwischen Förderung und Sponsoring. Was die Sportförderung angeht, bemerkt er keine Benachteiligung. Aber freilich: „Als Paratriathlet bist du die Randsportart von der Randsportart, was sich im Sponsoring niederschlägt.“
Thomas Frühwirth erkennt Aufholbedarf bei der Nachwuchsförderung, denn in Wirklichkeit sei die Sportförderung keine Förderung, sondern eine Sportbelohnung: „Das wichtigste Alter ist zwischen 14 und 17 Jahren. Aber da haben wir einen riesigen Rückstand.“ Es müsste seiner Meinung nach auch beim Schulsystem angesetzt werden. Beispielhaft wären die angelsächsischen Länder, wo Kinder direkt nach dem Unterricht zum Sport oder zur Kunst weitergehen, weil die Schulen das Angebot und die Infrastrukturen dazu haben. In Österreich ist Sport oder Kunst mit einem extra Aufwand und Weg verbunden, was Viele aufhören lässt.
Eine von vielen Sportlerinnen und Sportlern geschätzte Möglichkeit ist der Heeressport. Natalija Eder ist Bundesheer-Leistungssportlerin. „Ich bin sehr, sehr dankbar, dass es das Bundesheer gibt, und dass wir Athleten mit Behinderung beim Heer angestellt sind,“ ist Eder wirklich wichtig zu sagen. Sie muss sich so um nichts Sorgen machen und kann sich auf ihren Sport konzentrieren. Allerdings müssten, ihrer Erfahrung nach, die Sportverbände mehr zusammenarbeiten, anstatt jeder für sich alleine die eigenen Interessen durchzusetzen.
Sportler:in des Jahres
Nach den Erfolgen in Paris ging es am 3. Oktober für Natalija Eder und Thomas Frühwirth in dieser Tonart weiter. Die beiden finden sich in den Reihen der Sportler:innen des Jahres wieder. Für die 44-jährige Steirerin war das eine sehr große Überraschung: „Jeder Athlet, der nominiert wird, hat das verdient. Ich hatte nur diesmal mehr Glück. 8 Jahre lang waren es Skifahrerinnen. Ist auch gut, ist halt in Österreich superpräsent, aber deshalb habe ich nicht damit gerechnet.“ Frühwirth schätzt die Ehre, die Sportler:innen dadurch zuteilwird: „Es ist wahrscheinlich die größte Bühne, die man in Österreich bekommen kann. Nicht oft im Leben bekommt man zur ‚Primetime‘ im ORF1 drei Minuten!“
Fachtagung mit Behindertenvertrauenspersonen im Sozialministeriumservice Landesstelle Tirol
Am 8. Oktober 2024 fand im Claudianasaal der Uni Innsbruck, der sich im gleichen Gebäude wie das Sozialministeriumservice befindet, eine Fachtagung mit Behindertenvertrauenspersonen aus Tirol statt. Betriebsrätinnen und Betriebsräte aus Firmen wie zB. MPPREIS waren ebenfalls mit dabei.
Landesstellenleiterin Mag.a Angelika Alp-Hoskowetz begrüßte die BVP und fand herzliche und wertschätzende Worte für ihr Wirken in den Betrieben und Dienststellen. Weitere Grußworte kamen von Vizepräsident Georg Fitzthum, der an die BVP appellierte, den gebotenen Service zu nutzen und sich zu vernetzen und Mag. (FH) Patrick Berger, dem Leiter des Chancen-Nutzen-Büros des ÖGB, der ebenfalls die Wichtigkeit des Wirkens der BVP in den Betrieben und Dienststellen betonte.
Der erste Vortrag wurde von Experten des Sozialministeriumservice Landesstelle Tirol bestritten. Herr Martin Rappold und Herr Dr. Daniel Dariz referierten über die Begünstigteneigenschaft und den erhöhten Kündigungsschutz. Sie gingen dabei vor allem auch auf die Vorteile für Dienstnehmer:innen und Dienstgeber:innen ein.
Vorteile für Dienstnehmer:innen:
▪ erhöhter Kündigungsschutz
▪ Erhöhung des Urlaubsanspruchs (wenn in Gesetz, Kollektivertrag oder Betriebsvereinbarung vorgesehen)
▪ Steuerfreibetrag beim Jahresausgleich
Vorteile für Dienstgeber:innen:
▪ Befreiung von der Ausgleichstaxe
▪ Inklusionsbonus bei der Ausbildung von Lehrlingen
▪ Befreiung von bestimmten Lohnabgaben (Prozentsätze gültig für Tirol)
∙ Dienstgeberbeitrag 3,9%
∙ Dienstgeberzuschlag 0,39%
∙ Kommunalsteuer 3%
Bezüglich des Verfahrensablaufs bei der Antragstellung machten die beiden Herren darauf aufmerksam, dass Online-Anträge schneller behandelt werden können als Papier und E-Mail Anträge, da letztere zuerst nach Linz geschickt werden müssen. Keine Zuständigkeit des SMS bzw. des Behindertenausschusses ist bei Kündigungen von Mitgliedern des Betriebsrats/der Personalvertretung und für die BVP selbst gegeben, weil diese nur mit Zustimmung des Arbeits- und Sozialgerichts gekündigt werden können.
Der zweite Part wurde von Dr.in Laimer bestritten, die über die Rechte und Pflichten der Behindertenvertrauenspersonen referierte, die BVP Servicestelle vorstellte und das Schulungsprogramm, das gemeinsam mit der AK Wien und dem VÖGB abgewickelt wird, erklärte. Sie ging dabei unter anderem auf die Kernaufgaben der BVP ein, die in der Wahrung der wirtschaftlichen, sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Interessen der Kolleginnen und Kollegen mit Behinderungen besteht. Nimmt eine BVP diesbezüglich Mängel wahr, hat sie darauf hinzuwirken, dass das Behinderteneinstellungsgesetz (BEinstG) angewendet wird, und darüber zu wachen, dass die Vorschriften, die für das Arbeitsverhältnis von begünstigt behinderten Arbeitnehmer:innen gelten (u.a. die besondere Fürsorgepflicht), eingehalten werden. Über wahrgenommene Mängel hat die BVP dem Betriebsrat/der Personalvertretung und erforderlichenfalls anderen Stellen, wie z.B. dem Arbeitsinspektorat zu berichten und die Beseitigung der Mängel zu fordern. Um über ihre Rechte überhaupt Bescheid zu wissen, ist es besonders wichtig, dass die BVP gut geschult und vernetzt ist, weil sie, wie die Praxis zeigt, sehr durch den Erfahrungsaustausch mit anderen profitiert.
Das Besondere an dieser Veranstaltung war ihre Lebendigkeit. Es fand von Beginn an ein intensiver Austausch zwischen den Vortragenden und den Teilnehmer:innen statt, viele Fragen wurden gestellt und es wurde eifrig diskutiert. Neu und besonders fortschrittlich war, dass alle Teilnehmer:innen am Ende der Veranstaltung auf Mentimenter über ihr Handy online ein Schlagwort eingeben konnten, was sie zur besseren Ausübung ihrer Tätigkeit brauchen würden.
Im Anschluss an die Veranstaltung gab es eine Vernissage – eine Ausstellung von Kunst+Drüber vom Verein TAFIE „Alpha Mädchen“ – einem kreativen Sammelbecken von neun Frauen, und die Teilnehmer:innen wurden zu einem Buffet geladen.
9. BVP Infotag Salzburg
Am 16. Oktober 2024 fand im Hotel Heffterhof der heurige BVP-Infotag Salzburg statt. Die Teilnehmer:innen wurden von KOBV Präsident Franz Groschan und dem Landesstellenleiter des Sozialministeriumservice Salzburg, Mag. Gernot Wesner begrüßt. Die stellvertretende Behindertenanwältin, Mag.a Elke Niederl hielt ein Impulsreferat, in dem sie unter anderem die Wichtigkeit des Wirkens der Behindertenvertrauenspersonen in der Arbeitswelt betonte und auf die Schnittstellen zur Behindertenanwaltschaft einging. Mag.a Martina Häckel-Bucher vom BM für Arbeit und Wirtschaft hielt einen Vortrag über den verstärkten Einsatz der künstlichen Intelligenz in der Arbeitswelt und wie wir diesen digitalen Wandel aktiv beeinflussen können (Die neue EU Kampagne 2023/25 „Sicher und gesund arbeiten in Zeiten der Digitalisierung“). Das Highlight der Veranstaltung waren die Berichte von fünf Behindertenvertrauenspersonen, Herrn Heinz Fürst von den Gemeinnützigen Werkstätten Salzburg, Herrn Günther Wagner von den Stadtwerken Klagenfurt, Herrn Bernd Zehetbauer von der Linz Netz GmbH, Herrn Herbert Valentan von REWE und Frau Christa Schöpf von den Tiroler Landeskliniken, die, jede:r für sich, eindrucksvoll schilderten, wie man das Gesetz in den Firmen/Dienststellen mit Leben erfüllen kann.
Ein Projekt des KOBV Österreich, gefördert vom Sozialministeriumservice
Liebe Behindertenvertrauenspersonen, zögert nicht, uns bei Fragen, Wünschen, Einladungen, Anregungen zu kontaktieren!
Dr.in Stephanie Laimer
Tel.: 01/406 15 86 / 25
Mail: s.laimer@kobv.at
Mag. Jozsef Bezeredj-Babarczy
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Die Orthopädische Sprechstunde
Primaria Prof.in asoc Dr.in med. Astrid R. M. Krückhans, FÄin für Orthopädie und Traumatologie, Spezielle Orthopädische Chirurgie, Sportmedizin, Physikalische Therapie, Manuelle Therapie, Ärztliche Leiterin des Orthopädischen Klinikums SKA Zicksee, beantwortet Fragen unserer Leser.
Fragen an Dr.in Krückhans richten Sie an die Redaktion „KOBV gemeinsam stärker“ 1080 Wien, Lange Gasse 53 oder redaktion@kobv.at
Wundmanagement
Gut verpackt
Pflaster drauf und gut ist´s – das war gestern. Die Behandlung von Wunden ist eine medizinische Tätigkeit, die ein hohes Maß an Know-How, Kompetenz und Können erfordert. In der SKA Zicksee kümmert sich ein Team von speziell geschulten und ausgebildeten Fachkräften mit großem Engagement und Erfolg um den Bereich Wundmanagement.
„Geduld ist ein Pflaster für alle Wunden“, wusste schon der spanische Dichter Miguel de Cervantes (1547 – 1616). Damit hat der geistige Vater des „Don Quixote“ zwar durchaus recht, aber die moderne Heilkunde kennt gottseidank weit mehr Mittel zur Heilung von Wunden aller Art, als nur das reine Abwarten. Die Fachbezeichnung für diese Sparte der Medizin lautet Wundmanagement, und auch in der Rehabilitationsklinik der SKA Zicksee widmen Ärzt:innen, Therapeut:innen und Pflegepersonal diesem Aspekt selbstverständlich besondere Aufmerksamkeit.
Aufgebaut wurde der Bereich Wundmanagement in der SKA Zicksee im Jahre 2006 von DGKP (Diplom. Gesundheits- und Krankenpflege) Katharina Novarnyovszky mit der Ausbildung zur akademisch zertifizierten Wundmanagerin. Katharina Novarnyovszky, die den Bereich heute noch leitet, beschreibt die Tätigkeit ihrer Abteilung: „Wir kümmern uns um Wunden aller Art. Das geschieht pro Patient:in mindestens dreimal pro Woche, bei Bedarf aber auch täglich oder, wenn nötig, auch zweimal täglich. Entscheidend sind die Umstände des konkreten Einzelfalles, denn schließlich ist jede:r Patient:in unterschiedlich.“ Dass bei allen Behandlungen stets die ärztlichen Richtlinien beachtet werden, ist selbstverständlich. „Alle für die Behandlungen notwendigen Materialien sind bei uns im Hause vorhanden“, ergänzt Claudia Dürr, DGKP und Mitglied im Wundmanagement-Team der SKA Zicksee, die ebenfalls die Zusatzausbildung zur zertifizierten Wundmanagerin absolviert hat, so wie auch Norbert Sifkovits (DGKP) und Maria Kiss (DGKP), die als Stellvertreter:innen ebenfalls zum Team gehören. Maria Kiss beschreibt noch einen weiteren Bereich der Tätigkeiten ihres Teams: „Wichtig ist bei uns auch die Dokumentation, die schriftlich und mit Fotos erfolgt. Und im Abschlussbericht geben wir möglichst auch eine Empfehlung an den weiterbehandelnden Arzt.“
Doch wann müssen in der SKA Zicksee Wundmanager:innen überhaupt in Aktion treten? Immerhin denkt man in einer Rehabilitationsklinik eher an Übungen, Gymnastik
oder Massagen als an die Versorgung von offenen oder anderen Wunden. „Das ist häufiger, als man zunächst annehmen mag“, erklärt Prof.in asoc. Dr.in med. Astrid Krückhans, Primaria und Ärztliche Leiterin in der SKA Zicksee. „So kommen immer wieder Patient:innen zu uns, die nach einer Operation, etwa einer Amputation, Probleme bei der Heilung der OP-Wunden haben. Ursachen solcher Störungen gibt es viele, oft verhindert zum Beispiel ein Diabetes einen raschen und vollständigen Wundheilungsprozess.“ Norbert Sifkovits, Stellvertreter im Wundmanagement-Team, nennt noch einen weiteren, gar nicht so seltenen Grund: „Manchmal haben sich Patient:innen auch bei Stürzen verletzt, weshalb wir dann gefragt sind, um die Patient:innen fit für die Rehabilitation zu machen oder zu halten.“
Und was ist nun eine Wunde genau? „Als Wunde bezeichnen wir eine Kontinuitätsunterbrechung mit oder ohne Substanzverlust im Bereich der Körperoberfläche oder einer Körperinnenfläche“, erklärt Katharina Novarnyovszky. Unter diese weit gefasste Definition fallen also zahlreiche, unterschiedliche Verletzungen, darunter beispielsweise Abschürfungen oder Schnitte in der Haut, Wunden durch langanhaltende, falsche Lagerung des Körpers, aber auch Operationswunden an unterschiedlichsten Stellen im Körper. Entsprechend zahlreich sind auch die Ursachen für einen schlechten, unvollständigen oder verzögerten Wundheilungsprozess. Selbstverständlich spielen Alter, allgemeiner Gesundheitszustand, Gewicht oder die Ernährung des Patienten oder der Patientin eine Rolle. Der Gebrauch von Medikamenten oder Alkohol und Drogen, insbesondere Nikotin kann ebenfalls den Heilungsprozess stören, ebenso Allergien, Entzündungen und Begleiterkrankungen aller Art. Wichtige Einflussfaktoren können natürlich Infektionen sein, auch äußere Manipulationen – nicht selten durch den Patienten bzw. die Patientin oder wohlmeinende Laienhelfer:innen durchgeführt – oder Verschmutzungen des Wundbereichs wirken sich negativ aus.
Ein wichtiges, wenn nicht sogar das wichtigste Feld beim Wundmanagement ist das Anbringen oder der Wechsel eines Verbandes. Und das bedeutet in der Praxis weit mehr, als einfach nur: „Bisschen Watte, Pflaster, fertig.“ Ein moderner, nach neuesten Erkenntnissen angelegter Verband hat eine Reihe von Anforderungen zu erfüllen. „Zunächst sollte der Verband die Wunde feucht und warm halten“, erläutert Wundmanagerin Claudia Dürr, „in einem feuchten Milieu finden autolytische, also selbstheilende, Prozesse besser statt, als in einem trockenen.“ Darüber hinaus soll ein kunstgerechter Verband die Wunde natürlich vor äußeren Einflüssen wie etwa dem Eindringen von Fremdkörpern wie Schmutz oder Staub schützen, bequem sein, Schmerzen verhindern oder lindern und die Verbandsstoffe sollten möglichst breit miteinander kombinierbar sein. „Außerdem muss er sich den Exsudiationsstadien der Wunde anpassen“, ergänzt Maria Kiss, „also dem entzündungsbedingten Austritt von Blutbestandteilen.“
Grundvoraussetzung für einen möglichst raschen und komplikationsfreien Wundheilungsprozess ist natürlich die Hygiene. „Deshalb müssen zum Beispiel sämtliche Instrumente und Verbandsmaterialien bei einem Verbandswechsel steril sein“, beschreibt Norbert Sifkovits die Vorgehensweise. Und beim Verbandswechsel an chronischen Wunden tragen die Wundmanager:innen sterile Einmalhandschuhe. „Sowohl beim Verbandswechsel wie auch bei eventuell erforderlichen Desinfektionsmaßnahmen arbeiten wir nach einem strikten Non-Touch-Prinzip“, führt Katharina Novarnyovszky aus. Diese Nicht-Berührungstechnik bedeutet neben der bereits erwähnten Sterilität der Instrumente und Verbandsmaterialien, dass eine Übertragung von Erregern vom und zum Patienten/von und zur Patientin unbedingt vermieden wird. Nach dem Non-Touch-Prinzip wird auch bei Wunddekontaminationen oder -desinfektionen verfahren, so arbeiten die Wundmanager:innen etwa mit jedem Tupfer nur „in eine Richtung“ und fahren nicht „kreuz und quer“ durch die Wunde. Und stets gilt: Vor und nach der Verbandspflege wird eine hygienische Händedesinfektion durchgeführt.
Ziel dieses durchaus aufwendigen und nach allen Regeln der Kunst durchgeführten Wundmanagements ist es in erster Linie, „die Lebensqualität und Unabhängigkeit betroffener Patient:innen zu fördern und zu verbessern“, wie Katharina Novarnyovszky ausführt. Ihr und ihrem Team gelingt es auf diese Weise, die Wundverschlusszeiten deutlich zu senken und damit auch den therapeutischen Aufwand und – nicht zuletzt – auch die Gesamtkosten. Der Patient bzw. die Patientin kann zum Wundheilungsprozess selbst eine Menge beitragen: durch Achtsamkeit, sorgsames Vermeiden von Infektionsrisiken, Schonung und Vorsicht. Und dass Geduld nicht schaden kann, wusste ja schon Miguel de Cervantes …
Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen!
Empfehlungen von Mag.ª pharm. Esther Schwaiger (Vorstandsmitglied des KOBV Österreich)
Das Wissen über die Wirkung der Arzneipflanzen bei banalen Erkrankungen hat sich leider heutzutage zu Gunsten der Einnahme von Tabletten verschoben.
Diesmal:
MARIENDISTEL
Sie fühlen sich ausgelaugt, antriebslos, immer müde und wachen vermehrt zwischen 1 und 3 Uhr nachts auf?
In dieser Zeit regeneriert Ihre Leber. Vielleicht zu viel Alkohol, fettes Essen, Süßes oder zu viel Stress!
Unsere Leber ist sehr resistent und regeneriert sehr rasch, meist innerhalb von 3 Tagen. Aber, bei einem ständigen Übermaß an Giften, kann dies zu überhöhten Leberwerten oder den vorher angeführten Missempfindungen führen.
Zur Erklärung, viele notwendige Proteine, z.B. Albumin und viele Gerinnungsfaktoren werden in der Leber gebildet, und unzählige schädliche Stoffwechselprodukte und Arzneistoffe werden in der Leber abgebaut.
Deshalb sollten Sie öfter Ihre Leber entgiften, dies gelingt am besten, wenn Sie ein Monat lang keinen Alkohol (auch kein Bier) trinken. Zur Unterstützung trinken Sie zweimal täglich eine Tasse mit angedrückten Mariendistelsamen, oder Zubereitungen mit pulverisierten Samen in Kapseln.
Mariendistelsamen zerdrücken und mit heißem Wasser aufgießen, 15 Minuten ziehen lassen. Der Tee schmeckt nussig, aber auch etwas bitter, Honig kann hier Abhilfe schaffen.
Der Name dieser wunderschönen, mannshohen Distel leitet sich von Mutter Maria ab, deren Muttermilch für die schöne Zeichnung der Blätter verantwortlich sein soll.
Die Wirkung dieser Heilpflanze ist vielfach untersucht und bestätigt. Das enthaltene Sylimarin ist auch heute noch das einzige Mittel, um eine Knollenblätterpilz-Vergiftung zu behandeln.
Versuchen Sie einmal eine dreimonatige Kur mit Mariendisteltee, diese wird Ihre Leberfunktion stärken, senkt nachweislich erhöhte Cholesterinwerte und wirkt antidepressiv.