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Schloss Freiland schließt –

aus Verantwortung unseren Mitgliedern gegenüber
von Präsident Franz Groschan

Mit 31. August 2025 endet ein besonderes Kapitel in der Geschichte unseres Verbandes: Das KOBV-Erholungshaus Schloss Freiland schließt seine Türen. Nach mehr als 70 Jahren, in denen das Haus vielen Menschen mit Behinderungen ein Ort echter Begegnung und Wohlfühlort war, fällt diese Entscheidung mit schwerem Herzen.

Freiland war für viele ein zweites Zuhause. Auch für mich fühlt es sich ein wenig danach an. Seit 2003 habe ich das Schloss und seine wunderschöne Anlage im Rahmen von Kursen und Schulungen regelmäßig besucht und Gästegruppen durch das Haus geführt, um ihnen Urlaubsaufenthalte in Schloss Freiland ans Herz zu legen. Ich habe dort erlebt, was soziale Teilhabe bedeuten kann – und viele Freundschaften fürs Leben geknüpft.

Umso bedauerlicher ist es, dass wir diesen Ort nicht erhalten konnten. Die Herausforderungen waren zu groß: Das Gebäude hätte umfassend modernisiert werden müssen, gleichzeitig schossen die Betriebskosten in die Höhe. Parallel dazu wurden staatliche Fördermittel in den letzten Jahren gekürzt und Unterstützungsleistungen für Erholungsurlaube gibt es nicht. In diesem Umfeld kann ein Sozialverband wie der KOBV eine solche Einrichtung nicht mehr wirtschaftlich betreiben, denn die Preise für Erholungsaufenthalte müssen günstig bleiben, sonst macht die Idee hinter Schloss Freiland sowieso keinen Sinn. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern möchte ich an dieser Stelle für ihr beherztes Engagement meinen innigen Dank aussprechen!

Wir sehen leider eine gesamt-gesellschaftliche Tendenz: Immer öfter müssen gerade jene Angebote zurückgefahren werden, die Menschen mit Behinderungen echte Teilhabe ermöglichen. Was früher durch öffentliche Unterstützung möglich war, steht heute unter ständigem Budgetvorbehalt. Beim gesellschaftlichen Füreinander zu sparen, steht aber einer demokratischen Kultur nicht an.

Diese Haltung braucht es auch in einem anderen zentralen Bereich: Integrative Betriebe. Sie sichern österreichweit mehr als 3.400 Menschen mit Behinderungen stabile und fair entlohnte Arbeitsplätze – und das seit über 40 Jahren. Sie bieten mehr als nur Beschäftigung: Sie ermöglichen berufliche Identität, finanzielle Unabhängigkeit und gesellschaftliche Teilhabe.

Gerade jetzt, in wirtschaftlich fordernden Zeiten, braucht es Sicherheit und Verlässlichkeit für diese Betriebe – nicht Unsicherheit und Kürzungsdebatten. Denn wer hier spart, spart an den falschen Stellen: an Inklusion, an Chancengleichheit, an Würde.

Schloss Freiland war ein Symbol für die Werte, für die wir als KOBV stehen. Auch wenn sich diese Tore schließen – die Haltung bleibt, und vielleicht sogar jetzt erst recht: Teilhabe ermöglichen, Barrieren abbauen, Lebensqualität sichern. Ob in der Freizeit oder am Arbeitsplatz – es braucht Strukturen, die Menschen mit Behinderungen stärken. Dafür setzen wir uns weiter mit aller Kraft ein.

Ihr Franz Groschan


Gesprächstermin mit Frau Bundesministerin Korinna Schumann am 11. Juli 2025

Am 11. Juli wurden Herr Präsident Franz Groschan und Frau Generalsekretärin Regina Baumgartl zu einem persönlichen Gespräch von Frau Bundesministerin Korinna Schumann im Sozialministerium empfangen. Im Mittelpunkt stand die Vorstellung der mittlerweile 80jährigen Verbandstätigkeit des KOBV Österreich und der umfangreichen Serviceleistungen für Behindertenvertrauenspersonen durch unsere BVP-Servicestelle.

Frau BM Schumann wurde das aktuelle Forderungsprogramm des KOBV Österreich übergeben und insbesondere die Wichtigkeit der weiteren Finanzierung von Maßnahmen für die berufliche Inklusion von Menschen mit Behinderungen trotz der angespannten budgetären Lage des Ausgleichstaxfonds hervorgehoben. Erneut wurde vom KOBV Österreich auf die Notwendigkeit hingewiesen, ein alternatives Modell der Finanzierung des Ausgleichstaxfonds in Form eines solidarischen Behindertenbeschäftigungsbeitrages zu implementieren, um die Einnahmen des Fonds zu steigern. Frau BM Schumann äußerte sich unter Verweis auf den Widerstand der Wirtschaft gegen die Erhöhung der Lohnnebenkosten hinsichtlich einer zeitnahen Umsetzung skeptisch. Einigkeit herrschte über den wesentlichen Beitrag, den die Integrativen Betriebe Österreich bei der Lehrausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen als Arbeitgeber leisten.

Präsident Groschan hob auch die Wichtigkeit der Fortführung der Finanzierung des Disability History Project mit dem Haus der Geschichte Österreich hervor. Zweck dieses Projektes ist die Aufarbeitung der Geschichte von Menschen mit Behinderungen und deren Eintreten für Inklusion. Im ersten Schritt wurden bereits Objekte zum Engagement von Menschen mit Behinderungen für die Sichtbarkeit, Anerkennung und Berücksichtigung ihrer Anliegen im Haus der Geschichte gesammelt. In einem zweiten Schritt soll nun die Verankerung der Geschichte von Menschen mit Behinderungen im kulturellen Gedächtnis durch Beiträge zur neuen Dauerausstellung sichergestellt werden.

Nach einem sehr konstruktiven Gespräch freuen wir uns auf weitere gute Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium unter der Leitung von Frau BM Schumann.